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Sonntag, 8. Mai 2011

Samstag 07. Mai

Samstag 07. Mai
So, heute schreib ich (Nicky) mal ein bisschen Text. Mal schauen was mir so einfällt – weil, es passiert hier nicht wirklich viel. Wir schieben abwechselnd Nachtwache, stehen auf, essen was, trinken was, dösen in den Tag, gucken ob Düse ein Fisch fängt, gucken wie die langen Wellen uns schaukeln und wohin der Wind uns trägt – dann essen wir wieder was, schlafen ein wenig und alles geht mit der Nachtwache wieder von vorn los.
Heute ist eigentlich der erste Tag, den ich ab der Nachmittagssonne genießen kann – denn was mein Vorschreiberling höflicherweise verschwiegen hat ist, dass ausgerechnet mir tagelang kotzübel war und ich 2x das Deck… nun ja – ihr wisst schon – unschöne Sache! Leider hast du, mein lieber Stefan, vergessen dem Düse etwas gegen Übelkeit einzupacken! Trotzdem ein lieben Gruß an dieser Stelle 
Jetzt wo es mir wieder besser geht, dachte ich mir, ich schreib mal wie´s hier ist – so weit draußen auf dem Meer. Nun, es ist…wie soll ich das sagen – weit. Man kann die Weite nicht wirklich in Worte fassen – rund um uns rum, soweit das Auge reicht - Wasser – sehr lange, gleichmäßige mal mehr mal weniger flache Wellen. Das Meer hat eine recht eigentümliche Farbe, ganz anders als wie ich es sonst kenne – es hat ein sehr sattes und undurchdringliches Blau, nichts wässriges oder klares – eher wie flüssige Ölfarbe in einem reinem RAL-Ton Marineblau. Die tiefste Stelle unserer Fahrt haben wir schon hinter uns – 7000 m – irre oder? Ich denke, damit hat sich die Frage ob wir nachts ankern auch erledigt *grins*. Wir segeln natürlich Tag und Nacht durch. Meistens haben wir so zwischen 2500 und 5000 m unter uns. Jetzt geht am Horizont wieder blutrot die Sonne unter – die Zeit wo alle an Bord am muntersten sind weil die Sonne nicht mehr so heiß und das Abendessen nicht mehr weit ist.
Heute Nacht hab ich mit Reinhard wieder Nachtwache, von 03:00-7:00 Uhr, nach Düse und Micha. Ein wunderbarer Sternenhimmel und viele Sternenschnuppen warten wieder auf uns – Chrischelbär, ich kann immer noch nicht glauben, dass du noch nie eine gesehen hast! Hier liegt der Mond übrigens als ganz dünne Sichel auf dem Rücken und geht irgendwann wie die Sonne im Meer unter – wirklich schön! Grad wird die Welle etwas höher und das Boot schwingt in der langen Dünung mit, es ist ein weiches, ganz unaufgeregtes Schaukeln das einen ziemlich drömilig macht.
Angst hat hier übrigens keiner – weder am Anfang als wir eine sehr hohe, unruhige See hatten und wir stramm am Wind durch den Regen pflügten, noch jetzt wo uns seit Tagen nichts als Wasser umgibt.
Jetzt gerade geht die Sonne unter, Düse zubbelt mit dem letzten Funken Hoffnung auf einen Fisch an der Angel, Reinhard und Micha gucken verträumt auf den Horizont, Rolf werkelt in der Küche und ich tippe euch diese Zeilen.
Noch ein paar Infos zur Lage: Haben bis zu unserem ersten Zielhafen La Horta auf der Insel Faial (Azoren) noch 1.843 von 2.250 sm vor uns.
Unsere Position um 19:40 Uhr : 20°53,8N 57°53,5W

Freitag 06. Mai 2011

Bis zum Vormittag noch schöner Wind aus nordwestlicher Richtung, ab Mittag dreht der Wind gegen Nord und schläft dann fast gänzlich ein. Also weiter unter Maschine.
Bernd kümmert sich um die Angelei, aber welchen Köder er auch ausprobiert, das Angelglück lässt uns im Moment im Stich. Also heute keinen Fisch sondern Sauerkraut mit Würstchen zum Abendessen. Nach der Eingewöhnung an das Bordleben entwickeln wir erstaunlichen Hunger, sogar Nicky braucht jedes Mal einen Nachschlag, während Michael schon anfängt von einem gr0ßen Steak zu träumen.
Rolf übt auf seiner Gitarre, schon erstaunlich mit welcher Leichtigkeit die Seemannshände diese Melodien hervorholen.
Am späteren Nachmittag dreht der Wind auf NNO sodass wir wieder unter Segeln in östliche Richtung abfallen können.
Der geringe Wind gibt ausgiebig Gelegenheit den grandiosen Nachthimmel zu bestaunen. Langsam ziehen die Sterne über uns hinweg bis schließlich die Milchstraße mitten über uns steht. An Backbord zieht in 3-4 sm Entfernung langsam der Lichtschein von 2 Entgegenkommern vorbei.
Unsere Position um 19:40 Uhr : 19°43,5N 58°55,3W