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Atlantik Überquerung 2012 -2013 auf einer größeren Karte anzeigen

Samstag, 21. Mai 2011

Freitag 20. Mai 2011

Moin Zusammen,
unser Törn geht jetzt definitiv dem Ende zu, noch 24 sm bis La Horta.
Die Anspannung der Starkwindphase hat sich aufgelöst, die Stimmung an Bord ist fröhlich, fast ausgelassen. Für Spannung sorgt lediglich noch die Diesel-Frage. Ihr erinnert euch, zu Anfang hatten wir lange Flautenphasen und sind viele Stunden unter Motor dem Wind hinterher gefahren. Glücklicherweise haben wir immer mit der Drehzahl gegeizt und so den Verbrauch gering gehalten. Das kommt uns jetzt zu Gute. Um sicher zu sein, dass uns unsere Berechnungen und die Tankanzeige zum Schluss nicht doch noch einen Strich durch die Rechnung machen, ist Rolf hinter die letzte Verkleidung gekrochen und hat den Dieselstand mit einem provisorischen Peilstab kontrolliert. Es sollte bis La Horta (auf dem heutigen Bild Ansteuerung auf La Horta, Insel Faial/Azoren) reichen.
Nicky hatte in ihrer letzten Nachtwache von 01:00-03:00 Uhr zum Abschied noch ihre ganz persönliche großartige Delfinshow bekommen. Angeleuchtet vom grünen Steuerbordlicht tobten die Tiere fast ein halbe Stunde ums Boot, und haben sich an einem Fischschwarm gütlich getan. Ein Spektakel wie im Kindergarten wenn die Pizza kommt. Bei der Wachablösung war sie immer noch völlig aufgekratzt.
Das Ziel dicht vor Augen, Zeit für ein kleines Fazit?
Nun ja, was soll ich schreiben?
Eine Atlantiküberquerung ist nicht das Erzwingen des Unmöglichen, aber eine Herausforderung ist es allemal.
Fünf Personen drei Wochen auf einem relativ kleinen Schiff ohne Notausgang oder Haltestelle ist für sich allein ist schon nicht Ohne. Wenn dann dazu noch die Natur kommt, egal ob Starkwind oder Flaute, wird es zur Herausforderung. Und wir haben es wunderbar gemeistert. Jeder auf seine Art und immer mit Bedacht die anderen nicht über Gebühr zu nerven  .
Rolf hat sicher den schwersten Job gehabt, Skipper und Koch und für alles verantwortlich. Gutes Essen hält bekanntlich Leib und Seele zusammen. Wenn es Fisch gab war das Essen wirklich Weltklasse, ohne Fisch aber leider höchstens nur Kreisklasse. So ein langer Törn verlangt große Opfer. Achja, die Hosen fangen an zu rutschen, zugenommen hat keiner von uns, Seegang und Würstchen sein Dank.
Alles andere demnächst direkt und persönlich beim Wein, auf der nächsten Fete oder im Büro.
Was bleibt sind die Eindrücke die die Natur hinterlassen hat. Das Meer in seiner unendlichen Weite, majestätisch dahin fließende Wellen oder mächtige Schaumkronen die übers Schiff rollen, man kommt sich schon ziemlich klein vor mitten auf dem Meer. Für viel Heiterkeit haben die Delfine der letzten Tage gesorgt. Verspielte Kerle die ums Boot springen, Pirouetten drehen und aus lauter Übermut rastende Möwen ärgern, herrlich.
Ein Sternenhimmel wie gemalt, Sternschnuppen ohne Ende, Nordstern und Kreuz des Südens gleichzeitig am Firmament, schöner kann ein Nachthimmel nirgendwo sein. Auf Rücken liegen und den Zug der Sterne beobachten, eindrucksvoll und unvergesslich.
Habt Ihr schon mal aus der Nähe gesehen wie so ein großer Fisch an Deck gezogen wird, welche Kraft die armen Dinger aufwenden um das Unvermeidliche abzuwenden. Das ist eindringlich und berührend. Rolf hat da viel Erfahrung, das beweist jeder Handgriff im Umgang mit den Fischen. Sauber zerlegt und filetiert liefert jeder Fisch die Grundlage für mehrere Essen, fast alles wird irgendwie verwertet. Auch das ist eine neue und eindringliche Erfahrung für uns.
So nun ist es genug mit dem Pathos.
Wir hoffen Ihr hattet ein wenig Spaß dabei unsere Reise zu begleiten. Natürlich konnten wir nicht über jeden Pups berichten, denken aber dass Ihr einen guten Eindruck gewonnen habt.
An dieser Stelle geht unser Dank an Anne-Marie. Sie hat unsere Texte und Bilder ins Netzt gestellt und uns täglich, oft auch nächtlich mit exakten Wind- und Wetterdaten versorgt, Viel Dank dafür.
Falls Ihr Fragen habt, Anregungen oder Ergänzungen, Lob oder Kritik, mailt doch mal an atlantikskipper@gmx.de , uns würde es freuen. Mal sehen was daraus wird.
Jetzt freuen wir uns nach fast 3 Wochen ununterbrochen an Bord auf den ersten Landgang, sind gespannt wie es sich auf festem Grund geht und ob wir mit unserem Seemannsgang einigermaßen würdevoll in die nächste Kneipe kommen. Wahrscheinlich kommen wir gegen 22:00 in La Horta an, also noch Zeit genug irgendwo an der Pier ein Bier zu ziehen. Und Michl phantasiert schon seit Tagen von der „ersten“ Zigarette.
Bis dahin, Reinhard
und Nicky und Bernd und Michl und Rolf

Hier die letzten Infos am 20.05. um 17:00 :
Wind 0 – 5 kn, Dünung gering


Bis La Horta jetzt noch 24 von 2.250 sm.
Unsere Position : 38°37,7N 29°06,7W